„Lass mich doch mit Deinem Genderkram in Ruhe. Dieses Feminismusgejammer hängt mir zu den Ohren raus. Ich kann’s nicht mehr hören!“ Horst hatte heute einen schlechten Tag. Die Sonne brannte schon seit Tagen, die Matschpfütze war längst eingetrocknet, und die Küchenabfälle zogen viele hungrige Fliegen an.
Horst, das ist mein Hausschwein. Naja, ich bin nicht ganz sicher, ob er „mein“ Hausschwein ist – so wie er sich meist benimmt bin ich eher „sein“ Mensch. Meinen Garten hat er in einen Sumpf verwandelt. Und mein Haus auch. Dafür kann er sprechen, begleitet mich überall hin mit, hält den Rasen kurz und kümmert sich gleichzeitig um die Küchenabfälle. So ein Hausschwein ist schon ganz praktisch, manchmal. Könnte man denken. Solange mich niemand mit ihm sprechen sieht. Denn alle anderen Leute können Horst gar nicht sehen. Das gibt mir zu denken.
„Horst,“ sage ich, „das mit dem Feminismus ist gar nicht so schwer zu verstehen. Stell Dir einfach vor, eine Frau und ein Mann gehen in ein Café. Beide bestellen sich eine Tasse schwarzen Kaffee. Der Mann bekommt eine Tasse, die Frau bekommt eine Tasse. Die Tasse des Kerls ist randvoll, doch die von der Frau nur zur Hälfte.“
„So ein Quatsch. Was soll das denn?“ fragt Horst, und lässt eine vertrocknete Mohrrübe auf den Boden fallen.
„Was weiß ich. Vielleicht, weil Frauen doch kleiner als Männer sind. Die brauchen nicht so viel Kaffee, denkt man da vielleicht im Café. Ausserdem sind sie meist zu höflich, sich zu beschweren.“
„Sowas blödes.“ meinte Horst. „Ich würde denen ordentlich auf den Tisch…“
„Genau das.“ unterbrach ich Horst, bevor er den Satz beenden konnte. „Wenn die Frau jetzt aufsteht und die Bedienung im Café darauf hinweist, dass in ihrer Tasse Kaffee fehlt – dann ist das Feminismus. Wenn die Bedienung anschließend mit der Kaffeekanne zu ihr kommt, und ihr die Tasse auffüllt, ist das Gleichstellung.“
Für einen Moment schweigen wir. Horst schaut zweifelnd auf die trockene Möhre am Boden. Sie ist so verschrumpelt, dass sich nicht mal mehr die Fliegen dafür interessieren. Schließlich sagt Horst: „Und was ist Maskulismus? Das hat doch bestimmt was mit dem Typen zu tun.“
„Ganz recht,“ meine ich, „genau so ist das. Wenn der Typ nämlich jetzt aufsteht, und sich beschwert, dass die Frau zweimal Kaffee bekommen hat, er aber nur einmal, obwohl seine Tasse randvoll ist, und obwohl da sowieso gar nichts mehr oben reinpasst – dann ist das Maskulismus.“
Horst hat mittlerweile die Möhre wieder aufgenommen, und lässt sie lässig aus dem Mundwinkel hängen. „Und wenn die Bedienung dann kommt, und auf die Tasse weiter Kaffee gießt, bis der links und rechts runterläuft – was ist dann das?“
„Keine Ahnung.“ muss ich gestehen.
„Eine genervte Bedienung, die keine Lust mehr auf das Gejammer hat.“
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Politik aus Notwehr (second haedlinevon oben) – nun für oder gegen esoterischen Gender mainstraem, die verklärende angeblich wählbare Geschlechtlichkeit mit der dritten, fünften und achten Toilette in den Kneipen, mit einer soziologischen Kirchenlehre statt Wissenschaft – wie möchtest du nun heute hier verstanden werden?