LANDTAG
NORDRHEIN-WESTFALEN
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Drucksache 16/13760 |
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13.12.2016 |
Antwort
der Landesregierung
auf die Kleine Anfrage 5328 vom 10. November 2016
des Abgeordneten Daniel Schwerd FRAKTIONSLOS
Förderung von Trans*beratungsangeboten an Schulen
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Der Koalitionsvertrag der regierungstragenden Parteien in NRW setzt einen Themenschwerpunkt auf ein “Vielfältiges NRW mit gleichen Rechten”. Richtigerweise stellt der zugehörige Abschnitt im Koalitionsvertrag fest, dass “Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle (LSBTTI) ein Teil unserer vielfältigen Gesellschaft” sind, sowie dass “Der Abbau von Diskriminierung, Homo- und Transphobie Querschnittsaufgabe der Landesregierung” ist. Im Bildungsbereich existieren in Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Weiterbildung Initiativen wie “Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie”, die sich mit LSBTTI*-Themen auseinandersetzen. Beratungsangebote für Transsexualität spielen gerade in der Jugend- und Schüler*innenarbeit eine immer größere Rolle.
Die Ministerin für Schule und Weiterbildung hat die Kleine Anfrage 5328 mit Schreiben vom 13. Dezember 2016 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport und der Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter beantwortet.
Vorbemerkung der Landesregierung
Die Maßnahmen der Landesregierung wenden sich in der Regel an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Beratungen einzelner Personen werden nicht erhoben, auch aus Gründen des Datenschutzes.
1. Welche Trans*beratungsangebote für Kinder, Jugendliche, Schüler*innen sind der Landesregierung bekannt? Geben Sie Träger und Adressat sowie die Zahl jährlich beratener Kinder bzw. Jugendliche eines jedes Angebotes an.
Die schulpsychologischen Beratungsstellen können von allen Schülerinnen und Schülern um Unterstützung gebeten werden. Auch in Fragen der geschlechtlichen Identität sind sie kompetente Ansprechpartner für die Betroffenen.
Darüber hinaus gibt es das Antidiskriminierungsprojekt „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“, dessen Ziel es ist, das Thema „Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ stärker in die Schulen einzubringen, um ein Schulklima zu schaffen, in dem sich Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Menschen wohlfühlen und angstfrei lernen und arbeiten können – ob als Lernende, Lehrkräfte oder andere in der Schule Beschäftigte.
Im Projektlabel des Projekts „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ wurde 2013, also ein Jahr nach dem Beginn der Kooperation mit dem MSW, das Adjektiv „trans*“ aufgenommen. Damit soll deutlich gemacht werden, dass „Schule der Vielfalt“ einer Entwicklung der Antidiskriminierungsarbeit gerecht wird, die sich gegen Heteronormativität richtet. Diese soziale Norm setzt meist unhinterfragt ein ausschließlich binäres Geschlechtssystem voraus, in welchem das biologische Geschlecht mit Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle und sexueller Orientierung für alle gleichgesetzt wird.
Die Fachberatungsstelle des Kooperationsprojekts von „Schule der Vielfalt“ berät Schulen und Schulbehörden bei der Umsetzung von „Schule der Vielfalt“ im Bildungsbereich. In Workshops und bei Infoveranstaltungen stellt der Landeskoordinator das Konzept und die Inhalte des Projekts vor und berichtet von den Erfahrungen der bisherigen Projektschulen, auch was Fragen zu Trans*-/Transgender-/Transsexuali-tätsthemen betrifft.
Der erste Schritt zur fachlichen Implementation des Themas war am 17.04.2013, als der erste Fachtag von „Schule der Vielfalt“ stattfand. Der Bochumer Fachtag mit dem Titel „Für eine Kindheit und Jugend ohne Transphobie“ hatte das Ziel, das Thema für Schule, Jugendhilfe und (Schul-)Verwaltung aufzugreifen, um Perspektiven für die Unterstützung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen und Familien, die das Thema betrifft, zu entwickeln. Für den Schulbereich in Nordrhein-Westfalen war es die erste Veranstaltung zum Thema „Trans*“. Der Fachtag ist dokumentiert unter:
http://www.schule-der-vielfalt.de/17-04-Fachaustausch-Doku.pdf
In der Vergangenheit gab es von „Schule der Vielfalt“ Unterstützung bei weiteren Veranstaltungen, z.B. 2015 bei der Fachtagung „Vielfalt der Identitäten – Anti-Trans*-, -Inter*- und -Homophobietag“ in Recklinghausen. Für die Zukunft ist eine Kooperation von „Schule der Vielfalt“ mit dem in diesem Jahr gegründeten Landesverband "Netzwerk Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW" angedacht.
2. In welcher Form werden Trans*beratungsangebote für Kinder, Jugendliche, Schüler*innen durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert? Geben Sie Förderungsart, -höhe und -dauer eines jedes Angebotes an.
An die Fachberatungsstelle von „Schule der Vielfalt“ wenden sich in der Regel pädagogische Fachkräfte, wenn es um Fragen von „Trans*-Schüler_innen“ geht. Hauptsächlich sind dies bei diesen Fragen die Schulsozialarbeit und Beratungslehrkräfte. Nach einer Erstberatung werden sie ggf. an die jeweiligen regionalen „Trans*-Beratungs-angebote“ (die sich teilweise direkt bei den Kooperationspartnern von „Schule der Vielfalt“ befinden) verwiesen.
Zudem nutzen regelmäßig Teilnehmende bei den Informations- und Fortbildungsveranstaltungen von „Schule der Vielfalt“, z. B. an Schulen, bei Fachveranstaltungen und an den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) die Möglichkeit der fachlichen Information zum o.g. Thema. Die Nachfragen hierzu haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen.
Die Fachberatungsstelle „gerne anders NRW“ unterstützt landesweit Fachkräfte, Einrichtungen, freie Träger und Kommunen dabei, in der Jugendarbeit die Zielgruppe von jungen Lesben, Schwulen, und Bisexuellen sowie Trans*personen verstärkt als Zielgruppe in den Blick zu nehmen. Hierbei handelt es ich um ein Angebot in Form von Fortbildungsmodulen, das von Fachkräften und ehrenamtliche Tätigen in der Jugendarbeit zur Qualifizierung und Sensibilisierung genutzt wird.
Darüber hinaus werden im Kinder-und Jugendförderplan in der offenen Kinder-und Jugendarbeit Projekte für und mit LSBTTI Jugendlichen gefördert.
3. Welche schulischen Angebote bzw. Bestandteile von Unterricht zur Information und Aufklärung speziell über Transgender-/Transsexualitätsthemen gibt es in NRW?
Das Projekt „SCHLAU NRW – Bildung und Aufklärung zu geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung“ bietet als landesweites Netzwerk in 18 lokalen SCHLAU-Gruppen Bildungs- und Aufklärungsworkshops zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt für Jugendliche an. Die Workshops werden überwiegend von Schulen in Anspruch genommen. Das Thema Trans* wurde 2012 in das Themenspektrum von SCHLAU NRW aufgenommen. Durch regelmäßige Fortbildung der Teamerinnen und Teamer wird die spezifische inhaltliche Ausrichtung auf Basis von Qualitätsstandards vorgegeben. Weiterhin stehen Trans*- Teamerinnen und Teamer für Fragen der Jugendlichen in den Workshops zur Verfügung.
Auf der Homepage des Projektes „Schule der Vielfalt“ befinden sich Materialien zum Umgang mit dieser Thematik für den Unterricht.
4. An wie vielen Schulen werden diese vorhandenen Angebote wahrgenommen?
2015 haben etwa 280 Workshops von SCHLAU NRW im schulischen Kontext in NRW stattgefunden. Durch mehrfache Buchungen von SCHLAU-Workshops durch einzelne Schulen, ist die genaue Anzahl der Schulen nicht zu beziffern.
5. Hält die Landesregierung die vorhandenen Angebote bzw. deren Nutzung durch die Schulen des Landes für ausreichend? Gehen Sie ggf. darauf ein, welche zusätzlichen Angebote geplant sind.
Die Landesregierung hat 2012 den „NRW-Aktionsplan für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt - gegen Homo- und Transphobie“ beschlossen. Im September 2015 wurden Bilanz und Fortschreibung des o. g. NRW-Aktionsplans veröffentlicht.
Der weitere Ausbau des Projektes „Schule der Vielfalt“ ist mit den Kooperationspartnern fest vereinbart.